Beruflicher Werdegang Dipl.-Ing. Wolf­gang DI W. Grassberger

Sonder­maschinen- und inter­natio­naler Anlagen­bau

Simmering-Graz-Pauker AG, Wien

Für das Be- und Ent­laden ihrer hydrau­lischer Pressen lieferte die SGP schwere Handling-Geräte. Daraus wurde eine Sparte für soge­nannte Schwer­last-Roboter abgleitet, die einige Jahre lang erfolg­reich den Automobil­sektor belieferte.

Bei meinem Ein­stieg in das Berufs­leben lernte ich die Tücken der Simatic S5-135U kennen: Ein Handling-Gerät fuhr etwa zweimal pro Tag alle im Weg stehenden Ein­richtungen über den Haufen. Als Ursache konnte ich die fehler­haften Rendezvous zwischen zwei Prozessoren ausmachen. Semaphore zur Synchroni­sierung waren damals noch nicht allge­mein geläufig.

Was später einmal funktio­nale Sicher­heit sein würde, beschränkte sich auf den Not-Halt Kreis. Ein Kollege verschal­tete einzelne Hilfs- und Zeit­relais mit zwangs­geführten Kontakten zu einer damals neuartigen Kombination.

Für die numerische Kon­trolle der Roboter wurde unter anderem ein Mini­computer mit Magnetic bubble Speicher verwendet. Das Firmware update erhielen wir per Post auf einem 5-spurigen Loch­streifen.

In Tiru­chirapalli in Indien leitete ich die Verkettung von Werkzeug­maschinen mit Magazin­systemen und Pick and place Robotern.

Semperit Reifen AG, Traiskirchen

Seiner­zeit wurde die gesamte Reifen­produktion in den teil­weise denkmal­geschützten Produktions­hallen in Trais­kirchen mit neuen Maschinen und Anlagen ausge­rüstet. Ich leitete die Gruppe für Elektro­technik im "Technischen Büro".

Die Reifen­konfektions­maschinen würde man heute als kolaborierende Roboter bezeichnen. Jedoch waren die damaligen Servo­antriebe rein analog aufgebaut. Sie ver­fügten über keine der heute gebräuch­lichen Sicherheits­funktionen.

Eine soche Achse konnte bei Ausfall einer Encoder-Spur ohne weiteres durchgehen.

Zum Schutz der Maschinen­führer montierten wir mehrere Sicherheits­licht­vorhänge. Den Verfahr­bereich der gefährlichen Achse schränkte ich mit einem Pneumatik­zylinder ein. Als Ersatz für den SS1 der Servo­verstärker schloss ich den Zwischenkreis kurz. Sollwert und die Fahr­freigabe schaltete ich mittels einer eigens entworfenen Platine ab.

Für mein Engagement erhielt ich eine Aus­zeichnung der AUVA.

VMI Holland BV, Epe, Niederlande

Ich leitete Maschinen­bau, Elektro­technik und Arbeits­vorbereitung für Halbzeug­maschinen. Sobald ich mich mit der in den Nieder­landen üblichen amerika­nischen Projektion zurecht­gefunden hatte, befasste ich mich intensiv mit der Kon­stuktion im Maschinen­bau und ent­wickelte neue Bau­gruppen für hydraulische Scheren.

Ich schrieb Soft­ware für die Linien­steuerung, war als Produkt­spezialist auf der ganzen Welt unterweg.

Bei Vredestein in Enschede entwarf ich ineinander ver­schachtelte Zonen von Sicherheits­licht­vorhängen zur Absicherung einer sehr großen Aufbau­maschine für Traktor-Reifen.

Eine Stahlcord-Zuführung rüsteten wir mit scharnier­enden Schutz­zäunen aus, um die gefähr­lichen Bewegungen des Pneumatik-Vorschubs abzu­schirmen.

HOBAS Engineering, Klagenfurt

Ich baute im Laufe der Jahre die Konstruktions­abteilung für Maschinen­bau und Elektro­technik aus. Zusammen mit meinen Mit­arbeitern wurden Chemie­anlagen und Schwer­maschinen für den Schleuder­guss von Polyester-Rohren gebaut und auf der ganzen Welt installiert. Ich selbst leitete die Errichtung einer schlüssel­fertigen Fabrik in Thailand.

Für die End­bearbeitung großer Durch­messer erhielt ich den Innovations­preis des Landes Kärnen.

Abgesehen von mechanischen Gefährdungen werden in diesem Industrie­zweig hochent­zündliche Chemikalien, wie Lösungsmittel und organische Peroxide verarbeitet.

Wir gestalteten alle Prozesse nach den ein­schlägigien technischen Regeln. Es war mein Anspruch, für jede neue Maschinen einen mängel­freies Abnahme­protokoll des TÜV München zu erhalten.

Unter Begleitung dieser Experten bauten wir unter anderem eine Anlage mit großen explosions­druck­festen Misch­kesseln. Auch mit dem Schutz vor Staub­explosionen befasste ich mich intensiv.

Es war mir eine Lehre die ich nie vergessen werde, dass es trotz aller Bemühungen bei einer Inbetrieb­nahme um ein Haar zu einer physikalischen Explo­sion eines Sand­silos kam.

Payr Engineering, Patergassen

Die Payr Engineering arbeitet unter anderem für die Luft­fahrt- und Halbleiter­industrie, aber auch im schweren Maschinen­bau. Mit meinem kleinen Team von Entwicklern entwarf ich unter anderem thermische Solar­kollektoren, ein Ventil für eine Feuer­löschanlage, einen Vakuum-End­effektor für Wafer.

Im Bereich der elektrischen Sicher­heit war ich als Konsulent für verschie­dene Kunden beratend tätig. Ich erstellte eine umfang­reiche Abnahme­vorschrift für die elek­trische und die funktio­nale Sicher­heit einer großen Montage­vorrichtung für Wind­kraft­turbinen.

Internationaler Konzern

Derzeit bin ich für die Sicher­heit von Maschinen zur Lebensmittel­erzeugung in einem großen Konzern in der Nähe von Wien tätig. Der Schwer­punkt meiner Tätigkeit liegt in der Absicherung von schnellen Maschinen­bewegungen durch inhärent sichere Gestaltung und durch Schut­zeinrichtungen.

Viel Aufmerksamkeit widme ich der richtigen Ausführung von Brenner­steuerungen für verschiedene Märkte wie Europa, Australien, USA und Kanada.

Mir obliegen die Aufgaben als Laser­schutz­beauftragter.

Einzelne Maschinen fallen auch unter den Explosions­schutz und die Druck­geräte­richtline.

Ich halte regelmäßig Schulungen für meine Kollegen. Ich koordiniere die sicherheits­technischen Richt­linien für eine der Konzern­divisionen. Dazu leite ich eine inter­nationale Arbeits­gruppe in der wir einheit­liche Standards festlegen und Sicherheits­konzepte erstellen.

Ein aktuelles Thema ist beispiels­weise das sichere Still­setzen von Lebens­mittel­maschinen mit den Methoden der funktionalen Sicher­heit zum Zweck der Reinigung.

Artikel in Austromatisierung 1/2021